Jahre der Verfolgung und des Widerstandes

Am 24.03.1933 stimmten – außer der SPD – alle anderen Reichtagsfraktionen für das Ermächtigungsgesetz. Am 22.06.1933 wurde schließlich die SPD verboten.

„Überwachungen, Hausdurchsuchungen, Bespitzelungen, Verhöre und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Auch in Degerloch wurden die ehemaligen Mitglieder in dieser Weise schickaniert. In jedem Haushalt, der auch nur als SPD-nah galt, wurde nach verbotenen Büchern und belastenden Schriften gesucht.

Auch Berta Geißlreither, die Mutter des späteren SPD-Stadtrats Wilhelm Geißlreither und aktive AWO-Mitarbeiterin, sollte eines Morgens im Jahr 1934 von der SA zu einem Verhör abgeholt werden. Nur durch das beherzte Eingreifen einer Nachbarin, deren Mann bei der örtlichen NSDAP etwas zu sagen hatte, wurde die Verhaftung verhindert. Mit den Worten: ‚Das ist eine ordentliche Frau, die wird nicht mitgenommen.’ schickte sie die SA wieder weg. Aber nur die wenigsten hatten so viel Glück.

Emil Wick, ein gebürtiger Heslacher Buchdrucker, der zu dieser Zeit in Degerloch wohnte, wurde 1937 zu neun Monaten Gefängnis wegen Hochverrats verurteilt. Hochverrat war in seinem Fall, dass er sich auch noch nach 1933 illegal mit anderen Reichsbanner-Mitgliedern getroffen hatte.

Wieviel Mut dazu gehörte, können wir uns heute kaum noch vorstellen. Wieviel Angst müssen die Genossen und Genossinnen gehabt haben, wenn es am frühen Morgen klingelte.

Trotzdem arbeitete ein kleiner Teil der Genossen und Genossinnen im Untergrund weiter. Es kamen Schriften und Flugblätter von zwei Stellen: erstens aus Prag, wo der SPD-Exilvorstand seinen Sitz hatte und zweitens aus der Schweiz, wohin der ehemalige Landtagsabgeordnete Erwin Schöttle aus Heslach gleich 1933 emigriert war. Erwin Schöttle gab in St. Gallen ein Nachrichtenblatt, den ‚Roten Kurier’ heraus, der auf abenteuerlichen Wegen nach Stuttgart gelangte und auch in Degerloch in wenigen Exemplaren verteilt wurde.

Im März 1935 wurde die ungefähr fünfzigköpfige Stuttgarter SPD-Widerstandsgruppe von der Gestapo zerschlagen. Viele dieser Mitglieder wurden verhaftet, kamen ins Gefängnis oder Konzentrationslager. Davon erholte sich die Gruppe in Stuttgart nicht mehr. Da man überall Spitzel vermutete, traf man sich nur noch privat im kleinen freundschaftlichen Kreis.“

Die erste Mitgliederversammlung der Degerlocher SPD nach dem Krieg ist am 2. März 1946.

zitiert aus Beitrag von Ingrid Kadner in der Broschüre 100 Jahre Degerloch

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